Auf welche Stärken sollte sich die Biogas-Branche in den nächsten Monaten besinnen?
Die Biogas-Branche ist durch das EEG 2014 in ihrer Entwicklung eingefroren worden. Die Branche muss in Öffentlichkeit und Politik vertrauen, ihr Produkt zurückgewinnen und Vorurteile abbauen. Wichtig in dem Kommunikationsprozess der nahen Zukunft sind breite Bündnisse von allen betroffenen Erzeugern und Nutzern sowie ihren Verbänden.
Wichtigste Stärken von Biogas sind:
- Versorgungssicherheit, Flexibiltät, und flächendeckende Verfügbarkeit, nur hier CO2-frei.
- Die Option, in Kraft-Wärmekopplungsanlagen wäre, Grundlaststrom und Systemstrom auf Abruf dezentral zu erzeugen. KWK-Anlagen sind die ernstzunehmende Alternative zu neuen Kondensationskraftwerken und können alte stillzulegende ersetzen.
- KWK ist die brennstoffbasierte Treibhausgasminderungstechnologie, aber ihr Minderungsbeitrag kann durch eine starke CO2-Komponente in der Förderung noch deutlich gesteigert werden. Und da ist Biomethan als Beimischung zum Erdgas und als Reinstoff unschlagbar. Die KWK-G-Novelle bietet die Chance zum Einstieg in ein dezentrales Strom- und Wärme-Versorgungssystem.
- Biogas und Biomethan können sich die Einsatzstoffe und der Gesichtspunkten Nachhaltigkeit und Vermeidung regionaler Konflikte aussuchen. Wir müssen keinen Mais einsetzen, es gibt andere Energiepflanzen. Und es gibt ein bedeutendes Potenzial an Rest- und Abfallstoffen, das Schritt für Schritt erschlossen werden kann.
- Biogas ist in Verbindung mit Erdgas die einzige verfügbare Antwort auf die Herausforderung einer ökologischen Mobilität.
- Biomethan bietet als Heizstoff unabhängig von KWK die Chance, die CO2-Bilanz von Bestandsgebäuden deutlich zu verbessern. Dadurch gewinnen wir auch Zeit, andere CO2-Einspar-Investitionen auf der Zeitachse zu strecken.
- Und Biomethan ist einer der grünen Rohstoffe der Zukunft, der jetzt schon erkennbar zunehmenden von der chemischen Industrie und deren Kunden nachgefragt wird. Ohne Regulierung und ohne Subventionen. Diese Stärke müssen wir als zusätzliche Marktchance nutzen.
Reinhard Schultz
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Fracking ist verantwortbar und notwendig
Alle geologischen Dienste der Bundesländer und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sehen beim Fracking keine unlösbaren Probleme. Die Erdgasindustrie in Deutschland ist darauf angewiesen, die schwerer zugänglichen Vorräte dadurch aufzuschließen, dass Sandkörner mit hohem Wasserdruck kleinste Risse im Gestein verursachen, aus denen das Erdgas abgesogen werden kann. Die Frack-Fluide, also Chemikalien, die dafür sorgen, dass der Sand überhaupt ins Gestein flutscht oder das Bohrgestänge und die Rohrleitungen keimfrei halten, liegen auch ohne Verdünnung heute unterhalb der Wassergefährdungsklasse 1. Erdbeben im eigentlichen Sinne können nicht entstehen, allenfalls geringe Vibrationen. Selbstverständlich hat Trinkwasserschutz Vorrang zu haben, deswegen wird im Einzugsbereich von Trinkwassergewinnungsanlagen natürlich nicht gefrackt. Dann stellt sich nur noch die Frage: Brauchen wir dieses Erdgas in absehbarer Zeit überhaupt? Derzeit werden 12 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs in eigenen Lagerstätten gefördert. Dieser Anteil sinkt dramatisch. Erdgas ist der fossile Energieträger, der am wenigsten Treibhausgase erzeugt und wird noch sehr lange gebraucht werden. Deswegen ist es vernünftig, unter möglichst hohen Sicherheits- und Umweltstandards dieses Erdgas auch zu gewinnen. Wie viel Erdgas es überhaupt ist, das wirtschaftlich gewonnen werden kann, wird man erst nach weiteren Explorationen wissen. Deswegen müssen Probebohrungen durchgeführt werden. Unter strengster wissenschaftlicher Aufsicht sollen Demonstrationsvorhaben durchgeführt werden. Eines im Schiefergas, wo man Fracken muss. Und eines im Flözgas, wo überhaupt noch nicht feststeht, dass Fracking benötigt wird. Das Unternehmen Hamm-Gas (unter Beteiligung der Stadtwerke Hamm) jedenfalls geht davon aus, dass in Kohleflözen nicht gefrackt werden muss.
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Gefragt: Instrumente zur THG-Minderung ohne Strukturbrüche
Die Bundesregierung hat sich dem Ziel verschrieben, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent zu senken. Wenige europäische Staaten folgen diesem Weg, andere haben sich Sonderrechte ausbedungen, z.B. Polen, Tschechien, Ungarn. Deutschland wird die Klimaziele für 2020 deutlich verfehlen, setzt aber noch einen drauf. Die EU wird insgesamt ihre Ziele erfüllen, aber nur, weil in vielen Mitgliedsländern die Realwirtschaft auf dem Bauch liegt. Das Leitsystem der THG-Steuerung, der europäische Handel mit Verschmutzungsrechten funktioniert, aber führt nicht zum Ziel. Die Zertifikatepreise sind im Keller.
Die Gefechtslage in Deutschland ist unübersichtlich: Einige Stromkonzerne wollen Subventionen für Kohlekraftwerke, damit das Stromsystem stabil bleibt und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Am Strommarkt können sie kein Geld verdienen, weil es ein gewaltiges Überangebot an Strom gibt. Die Vertreter der erneuerbaren Energien, besonders von Wind und Sonne, betonen, dass sie dazu beigetragen haben, dass die Strompreise an der Börse so niedrig sind wie noch nie. Dabei verschweigen sie zwei Tatsachen: Erstens werden sie subventioniert. Und zweitens ist der durch Subventionen herabgesetzte Börsenpreis die Ursache für die hohe EEG-Umlage. Die Kraftwerksbetreiber behaupten, dass EEG-Strom am Bedarf vorbei produziert wird. Die EEG-Wirtschaft erklärt, dass es kein Überangebot geben würde, wenn die Kohlekraftwerke nicht mehr laufen würden. Dabei verschweigen sie, dass ein gleichzeitiger Ausstieg aus der Atomenergie und der Kohlewirtschaft gerade wegen des hohen Anteils an Sonnen- und Windstrom zu einem Maximum an Versorgungsunsicherheit führen. würde.
In einer solchen Situation wird improvisiert. Die Abschaltung von Kohlekraftwerken wird gefordert. Auf welcher Rechtsgrundlage und mit welchem Sinn? Die Förderung moderner Kohlekraftwerke in Schwellenstaaten mit Hilfe der staatlichen KfW wird in Frage gestellt. Als ob dann ein Kohlekraftwerk weniger gebaut würde. Die Volkswirtschaften, die in der Lage sind, Kraftwerke zu bauen (vielleicht nicht ganz so gute), verfügen über deutlich wirksamere protektionistische Rückendeckung ihrer Regierungen, als die deutschen Kraftwerksbauer mit den KfW-Programmen.
Vor diesem Hintergrund ist eine Überprüfung des Instrumentenkastens der Energie- und Klimapolitik dringend erforderlich.
- Eine Mengensteuerung der THG-Zertifikate über eine zentralbankähnliche europäische Institution wäre das Beste. Ist aber derzeit nicht durchsetzbar.
- Die nationalen Klimaziele der europäischen und weltweiten Realität anzupassen, wäre eine andere Option. Die würde jedoch die Rahmenbedingungen für Effizienztechnologien und erneuerbare Energien verschlechtern und wie eine Innovationsbremse wirken.
- Also bleibt nur die Möglichkeit, die deutsche Vorreiterrolle mit Vorreiterinstrumenten auszustatten. Dies bedeutet, in alle nationalen Förderprogramme, in die Energiebesteuerung und in das Immissionsschutzrecht klare THG-Minderungs-Komponenten einzubauen.
- Die Energiebesteuerung sollte zu Zwei-Dritteln die THG-Fracht des Energieträgers abbilden und nur zu einem Drittel den Energieinhalt. Dies bedeutet Steuerbefreiung für CO2-freie Energien, hohe Besteuerung für CO2-lastige.
- Das neue Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung sollte so ausgerichtet werden, dass bis 2050 alle Kraftwerksleistungen, die auf Brennstoffe angewiesen sind, über KWK dargestellt werden. Innerhalb der KWK-Förderung sollte THG-Effizienz der ausschlaggebende Faktor sein. Damit hätten regenerative Brennstoffe und Erdgas die Chance, überhaupt in der Merit Order eine Rolle zu spielen.
- Auch für Bestandskraftwerke muss ein angemessener Stand der Technik rigoros durchgesetzt werden. Kraftwerke, die nicht wenigsten 35 Prozent Gesamtwirkungsgrad vorweisen können, sollen entweder nachrüsten oder nach einer angemessenen Übergangszeit stillgelegt werden. Die hierfür erforderliche Änderung des Genehmigungsrechts liegt in der Logik des Genehmigungsmaßstabs „Stand der Technik“.
- Eine Vergütung für erneuerbaren Strom am Bedarf vorbei muss aufhören. Die Marktprämie nach dem EEG sollte nur noch dann gezahlt werden, wenn der Strom tatsächlich verkauft wurde.
Ein solches Programm würde auf gesteuerten Strukturwandel ohne Strukturbrüche setzen. Es gäbe keine Stranded Investments. Die Strompreise würden reichen, um zu reinvestieren. THG-arme Effizienztechnologien hätten Vorrang. Die Systemstabilität und Versorgungssicherheit wäre garantiert. Und ein riesiges Innovations- und Investitionsprogramm würde angeschoben.
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Öko-Sprit aus CO2 - Geht das wirtschaftlich?
Die Firma "Sunfire", ein Gemeinschaftsunternehmen von insgesamt zehn Partnern aus Industrie und Wissenschaft, verspricht nichts weniger als eine industrielle Wiederverwertung von Kohlendioxid in großem Stil und damit einen wichtigen Baustein zur Lösung des globalen Klimaproblems. Bundesforschungsministerin Wanka fördert das Projekt und wird die Pilotanlage in Dresden am kommenden Freitag besuchen.
Nicht nur der Name Bilfinger steht dafür, dass es sich hier um ein ambitioniertes Entwicklungsprojekt handelt: Mit an Bord bei der Sunfire GmbH sind auch die Universitäten Bayreuth und Stuttgart, das Forschungszentrum Jülich, die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, der Energiekonzern Vattenfall und die Deutsche Lufthansa.
Gefördert wird das "Leuchtturmprojekt" des Bundesforschungsministeriums im Rahmen des Programms "Technologien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit" mit 6,4 Millionen Euro, die Industrie übernimmt Kosten von vier Millionen Euro.“
Die Idee ist nicht neu. Bereits in sechs Pilotanlagen wird in Deutschland erprobt, aus überschüssigem Windstrom über Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen, der dann mithilfe von CO2 zu Methan umgewandelt wird (Power to Gas). Jetzt soll in Dresden dieses Synthesegas noch zusätzlich in einen flüssigen Kraftstoff umgewandelt werden. Verfahrenstechnisch sicherlich möglich. Die Frage stellt sich nur nach dem Sinn und nach der Wirtschaftlichkeit. Schon Power to Gas ist ein wenig energieeffizientes aber umso teureres Verfahren. Das erzeugte Gas entspricht Erdgasqualität und wird ins Erdgasnetz eingespeist. Von hier steht es für jeden Zweck überall zur Verfügung: Für die Strom- und Wärmerzeugung, aber auch als gasförmiger Kraftstoff. Jetzt kommt noch ein technischer Verfahrensschritt hinzu. Das macht die Sache nicht effizienter und auch nicht billiger. Und es gleicht dem Versuch, aus Erdgas Mineralöl herzustellen. Niemand käme auf diese Idee. Denn Erdgas ist ein idealer Kraftstoff und in Verbrennungsmotoren einsetzbar.
Das CO2 in diesen Prozessen kann aus fossilen Kraftwerken stammen, aber auch aus Biogas-Aufbereitungsanlagen. Im zweiten Fall hätten wir immerhin noch eine Treibhausgas-Gutschrift zu verbuchen.
Meine Mitarbeiter haben unabhängig von den Dresdner Versuchen kürzlich durchgerechnet, was die Umwandlung von CO2 aus einem Braunkohlekraftwerk in Erdgas kosten könnte. Es war nicht finanzierbar, selbst wenn das Gas keinerlei Besteuerung unterläge. Es sei denn, die CO2-Zertifikatepreise lägen über 70 Euro die Tonne.
Die Dresdner Tüftler versprechen, einen energetischen Gesamtwirkungsgrad von über 70 Prozent zu erreichen. Das halte ich für völlig ausgeschlossen. Und damit lässt sich auch das andere Versprechen nicht einlösen: Dass der synthetische Sprit bei einer entsprechenden Mineralölsteuerbefreiung wettbewerbsfähig sei. Forschung und Entwicklung ist immer gut. Aber ich warne dringend davor, aus dieser technischen Spielerei einen auch nur mittelfristig nennenswerten Beitrag zur Lösung unserer energie- und klimapolitischen Probleme abzuleiten. Die Politik lässt sich gern mit technologischen Wundern in ferner Zukunft besoffen machen. Dann braucht sie heute nicht zu entscheiden.
Die Firma "Sunfire", ein Gemeinschaftsunternehmen von insgesamt zehn Partnern aus Industrie und Wissenschaft. verspricht nichts weniger als eine industrielle Wiederverwertung von Kohlendioxid in großem Stil und damit einen wichtigen Baustein zur Lösung des globalen Klimaproblems. Bundesforschungsministerin Wanka fördert das Projekt und wird die Pilotanlage in Dresden am kommenden Freitag besuchen.
Nicht nur der Name Bilfinger steht dafür, dass es sich hier um ein ambitioniertes Entwicklungsprojekt handelt: Mit an Bord bei der Sunfire GmbH sind auch die Universitäten Bayreuth und Stuttgart, das Forschungszentrum Jülich, die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, der Energiekonzern Vattenfall und die Deutsche Lufthansa.
Gefördert wird das "Leuchtturmprojekt" des Bundesforschungsministeriums im Rahmen des Programms "Technologien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit" mit 6,4 Millionen Euro, die Industrie übernimmt Kosten von vier Millionen Euro.“
Die Idee ist nicht neu. Bereits in sechs Pilotanlagen wird in Deutschland erprobt, aus überschüssigem Windstrom über Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen, der dann mithilfe von CO2 zu Methan umgewandelt wird (Power to Gas). Jetzt soll in Dresden dieses Synthesegas noch zusätzlich in einen flüssigen Kraftstoff umgewandelt werden. Verfahrenstechnisch sicherlich möglich. Die Frage stellt sich nur nach dem Sinn und nach der Wirtschaftlichkeit. Schon Power to Gas ist ein wenig energieeffizientes aber umso teureres Verfahren. Das erzeugte Gas entspricht Erdgasqualität und wird ins Erdgasnetz eingespeist. Von hier steht es für jeden Zweck überall zur Verfügung: Für die Strom- und Wärmerzeugung, aber auch als gasförmiger Kraftstoff. Jetzt kommt noch ein technischer Verfahrensschritt hinzu. Das macht die Sache nicht effizienter und auch nicht billiger. Und es gleicht dem Versuch, aus Erdgas Mineralöl herzustellen. Niemand käme auf diese Idee. Denn Erdgas ist ein idealer Kraftstoff und in Verbrennungsmotoren einsetzbar.
Das CO2 in diesen Prozessen kann aus fossilen Kraftwerken stammen, aber auch aus Biogas-Aufbereitungsanlagen. Im zweiten Fall hätten wir immerhin noch eine Treibhausgas-Gutschrift zu verbuchen.
Meine Mitarbeiter haben unabhängig von den Dresdner Versuchen kürzlich durchgerechnet, was die Umwandlung von CO2 aus einem Braunkohlekraftwerk in Erdgas kosten könnte. Es war nicht finanzierbar, selbst wenn das Gas keinerlei Besteuerung unterläge. Es sei denn, die CO2-Zertifikatepreise lägen über 70 Euro die Tonne.
Die Dresdner Tüftler versprechen, einen energetischen Gesamtwirkungsgrad von über 70 Prozent zu erreichen. Das halte ich für völlig ausgeschlossen. Und damit lässt sich auch das andere Versprechen nicht einlösen: Dass der synthetische Sprit bei einer entsprechenden Mineralölsteuerbefreiung wettbewerbsfähig sei. Forschung und Entwicklung ist immer gut. Aber ich warne dringend davor, aus dieser technischen Spielerei einen auch nur mittelfristig nennenswerten Beitrag zur Lösung unserer energie- und klimapolitischen Probleme abzuleiten. Die Politik lässt sich gern mit technologischen Wundern in ferner Zukunft besoffen machen. Dann braucht sie heute nicht zu entscheiden.
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Eckpunkte für ein vernünftiges Strommarkt-Design - Die Renaissance der Biomasse kommt schneller als mancher glaubt
Allmählich schwant es allen: Die fluktuierenden erneuerbaren Energien werden sich nicht selbst absichern. Wer Versorgungssicherheit und Netzausfälle vermeiden will, muss ein Backup organisieren. Das wäre mit lebensverlängernden Maßnahmen und Subventionen für die Bereithaltung entsprechender Kapazitäten bei fossilen Bestandskraftwerken leicht möglich. Aber das wäre teuer und würde mittelfristig die Treibhausgas-Minderungsziele in unerreichbare Ferne rücken. Sonne und Wind auszubauen hatte schließlich nur ein Ziel: Die Reduzierung von Treibhausgasen. Also müssten Kraftwerke her, die erneuerbare Brennstoffe einsetzen, zumindest anteilig. Wie überhaupt die Treibhausgasminderung Maßstab für die finanzielle, genehmigungsrechtliche oder ordnungsrechtliche Förderung neuer Kraftwerke sein sollte. Es ist ein echtes Paradoxon, dass der schnelle Anstieg CO2-freier Stromerzeugung gleichzeitig dazu führt, dass am "alten Markt“ die Kraftwerke mit den höchsten CO2-Emissionen noch am ehesten überleben. Erdgas hat keine Chance, Biomethan und andere Biomasse schon gar nicht. Das neue Strommarkt-Design sollte von folgenden Eckpunkten geprägt sein:
- Längs der natürlichen Sterbelinie der Bestandskraftwerke werden bedarfsgerecht effiziente KWK-Anlagen aufgebaut.
- Die neuen KWK-Anlagen werden so gefördert, dass die geringste THG-Emission die höchste Förderung erfährt.
- Bestands-KWK-Anlagen können länger gefördert werden, wenn sie ihre CO2-Bilanz deutlich verbessern, zum Beispiel durch einen geänderten Brennstoffeinsatz.
- Biomasse und besonders Biomethan hätten zwar unerwartet, aber zu Recht eine schnelle Renaissance.
- Alle KWK-Anlagen müssen nicht nur ihre Wärmeverträge erfüllen, sondern zugleich flexibel fahrbar und von außen steuerbar sein.
- Um Erzeugung und Lasten steuern zu können, muss endlich mit smart grids zumindest auf der Verteilnetzebene ernst gemacht werden. Ein breiter Rollout von Smart Metern ist längst überfällig (übrigens für Strom und Gas).
- Nicht mehr die Übertragungsnetzbetreiber sind für die Systemstabilität in erster Linie verantwortlich, sondern die Verteilnetzbetreiber. Die Hierarchie der Netzebenen wird subsidiär ausgestaltet.
- Unterstützung finden die Netzbetreiber beim Handel, den bilanzkreisverantwortlichen. Die werden verpflichtet stabile Produkte mit steigendem Anteil erneuerbarer Energien anzubieten.
- EEG-Vergütung darf es ab 2016 nur noch für tatsächlich verkauften Strom geben. Das verknappt das Angebot, stabilisiert die Börsenpreise und dämpft den EEG-Umlagebedarf.
- Die eingesparten Umlagegelder werden zum Teil umgeleitet in die Umgestaltung der KWK/Forderung im Hinblick auf die geschilderte Treibhausgaskomponente, die Absicherung der Bestandsanlagen und den Zubau. Die 750 Millionen Euro im Jahr, mit denen die KWK-Förderung derzeit gedeckelt ist, reichen bei weitem nicht aus.
- Ein so ausgestaltetes dezentrales Erzeugungssystem hilft, Netzausbaukosten und Systemkosten einzusparen. Bliebe alles beim Alten, oder würde neben den subventionierten EE-/Markt ein ebenfalls subventionierter Kapazitätsmarkt gestellt, würden die Systemkosten über die Netzentgelte sehr schnell die EEG-Umlage als Peanuts erscheinen lassen.
Wenn diese Eckpunkte Konsens wären, dann könnten die notwendigen Gesetzgebungsarbeiten sehr schnell und gut koordiniert zum Erfolg gebracht werden.